Seminarreihe „Familiengeschichte – Ortsgeschichte – Regionalgeschichte" in der Akademie Sankelmark
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Ortsgeschichte
Die Geschichte unserer Vorfahren ist auch immer mit der Geschichte jener Orte eng verbunden, in denen unsere Eltern, Großeltern, Urgroßeltern usw. ihren Lebensmittelpunkt hatten. Dabei spielen soziale Bedingungen (Wohnsituation, ausgeübter Beruf, Schulbildung etc.) eine wesentliche Rolle.
Wer sich im Rahmen der eigenen Familienforschung auch mit der Ortsgeschichte vertraut macht, kann Zusammenhänge zwischen Familien- und Ortsgeschichte besser erkennen und beurteilen.
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Regionalgeschichte
Wir kennen sie alle - die großen und kleinen Katastrophen im Leben. Ob Kriege, Vertreibung, Missernten oder sonstige ungewöhnliche Geschehnisse. Alles prägt und prägte uns und unsere Vorfahren, hat Einfluss auf die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung im Ort oder einer ganzen Region.
Nur wenn wir uns darauf einlassen, die historischen Ereignisse in unserem Forschungsgebiet Ost- und Westpreußen näher zu beleuchten, werden wir verstehen, warum wir so sind wie wir sind.
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Bericht
Das Akademiezentrum in Sankelmark rief – und viele kamen!
Wieder einmal hatte vom 2. bis 4. Februar 2024 das Akademiezentrum in Sankelmark gerufen – und wieder waren viele angereist!
Knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer füllten die Stühle im Raum Stockholm und lauschten den verschiedenen Vorträgen.
Am Freitagabend, nach hervorragendem Abendbrot wie auch Begrüßung durch Dr. Christian Pletzing als Akademieleiter und Dieter Kleiber als Vorsitzendem des VFFOW, erzählte Werner Scheffler zu dem überregionalen Thema „Die guten alten Zeiten? Erkenntnisse aus der Familienforschung zu Lebensumständen unserer Vorfahren im Alltag wie in Krisenzeiten.“ Herr Scheffler spannte einen Bogen von „Kirche und Moral“ anhand Kirchenbucheintragungen im 17. und 18. Jahrhundert bis zur Kriegs- und Nachkriegszeit in Schleswig-Holstein Mitte des 20. Jahrhunderts.
Nach kurzer Nachtruhe und reichhaltigem Frühstück berichtete Rainer Müller-Glodde humorvoll über seine Forschungsergebnisse zu „Nachbarn und Hofbesitzer in Groß und Klein Zünder von 1600 bis 1945“, die seine eigene Familiengeschichte beinhalten. Hierarchie im Dorf kam hierbei genauso zur Sprache wie auch Zwistigkeiten zwischen Prediger und Kirchenvorstand im Danziger Werder.
Nach einer Kaffeepause referierte Clemens Draschba über „Innovative Anwendungen der Künstlichen Intelligenz zur Familienforschung in Ost- und Westpreußen“, wobei er sowohl die Möglichkeiten als auch die Gefahren von „KI“ mittels praktischer Beispiele darstellte. In einer am Nachmittag gestalteten Arbeitsgruppe konnte das Thema mit Herrn Draschba noch vertieft werden.
Der Nachmittag verlief mit weiteren Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen schneller als gedacht. Die Teilnehmer hatten die Qual der Wahl zwischen „Wie beginne ich mit der Familienforschung (Dr. Christian Pletzing)“, „Der tote Punkt in der Familienforschung – und wie man ihn überwindet“ (Viktor Haupt hat die Arbeitsgruppe dankenswerterweise anstelle von Freya Rosan geleitet, die aus familiären Gründen kurzfristig verhindert war), „Quellen zur Familienforschung ins Ost- und Westpreußen“ (Werner Scheffler) oder „Datenbanken und andere Projekte des VFFOW und allgemeine Fragen zum Verein“ (Dr. Ernst Weichbrodt, Annette Griehl, Sylvia Klingner, Heidrun Grützmacher). Anlässlich dieser Arbeitsgruppe wurde die neue Datenbank von Herrn Josef Thielsch freigeschaltet. Sie beinhaltet „Ermländische Kirchenbuchquellen“, die nun auf der Homepage des Vereins unter „Datenbanken“ aufzufinden und zu durchsuchen sind, und wird durch eine Einleitung des Erschaffers dort beschrieben. Herr Clemens Draschba bot eine AG zum Thema „KI in der Familienforschung“ an.
Die Kaffeepause mit Glumsekuchen ermöglichte einen Wechsel der Teilnehmer innerhalb der verschiedenen Gruppen.
Bevor sich die meisten Teilnehmer wieder in der Seebar zum Tagesausklang und regem Austausch versammelten, berichtete Carsten Fecker anhand vieler zitierter Briefe, die sich in seinem privaten Familienarchiv befinden, über „schwierige Familienverhältnisse – eine Handwerkerfamilie aus der Freien Stadt Danzig“.
Jenseits Westpreußens führte der Vortrag von Viktor Haupt am Sonntagmorgen. Hier erfuhren die gebannt lauschenden Zuhörer von „Prästationstabellen und Hausbücher – bekannte und unbekannte Quellen aus dem Geheimen Staatsarchiv“. Die Frage „Was finde ich in einer Prästationstabelle“ wurde genauso beantwortet wie „Was sind Hausbücher, und wo finde ich sie“.
Vor dem gemeinsamen Abschiedsmahl erzählte Heidrun Grützmacher anhand der Familienchronik und Kirchenbuchauszügen über den Lebensabschnitt ihres Ururgroßvaters Pastor Wüst auf der Frischen Nehrung im 19. Jahrhundert.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer genossen das informative und harmonische Miteinander, den Austausch über eigene Forschungen und übergreifende Themen. Sie freuten sich über Wiedertreffen von altbekannten Teilnehmern und das Kennenlernen von neu Dazugestoßenen.
Alle verließen das Seminar am Sonntag dankbar für die vielen erhaltenen Denkanstöße, die gastliche Aufnahme bei - wie immer - bester Verkostung uns sagten „auf Wiedersehen“ bis zum nächsten Mal, 21. - 23. Februar 2025.
Denn „nach Sankelmark“ ist „vor Sankelmark“.
Auch im kommenden Jahr findet das dann 22. Seminar "Familiengeschichte - Ortsgeschichte - Regionalgeschichte" in der Akademie Sankelmark statt. Den Termin sollten sich alle Interessierten und neugierig gewordenen Familienforscher (und auch die, die es noch werden wollen) schon jetzt notieren:
02. Februar 2024 - 04. Februar 2024
Ein Wochenende voll gepackt mit interessanten Vorträgen, Workshops (Arbeitsgruppen) und viele angeregte Gespräche erwarten Euch. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.
21. Seminar „Familiengeschichte – Ortsgeschichte – Regionalgeschichte" in der Akademie Sankelmark
Auch das diesjährige Vereinsseminar, das vom 17. bis 19. Februar 2023 in der Akademie Sankelmark bei Flensburg stattgefunden hat, war wiederum ausgebucht. Die Stimmung war wie auf den vorherigen Seminaren ausgezeichnet.
Die Vorträge und die persönlichen Gespräche in den Kleingruppen sowie die Nach(t)gespräche in der „Seebar“ waren allseits bereichernd und regten den so wichtigen Forschungsaustausch an. Daneben ist das persönliche Kennenlernen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, von denen die meisten dem VFFOW als Mitglieder angehören, ein wesentliches und allseits geschätztes Merkmal dieser Seminare. Es bleibt zu hoffen, dass einige der Vorträge in den Schriften des Vereins veröffentlicht werden.
Es wurde über folgende Themen referiert:
Wolfgang Brozio (Witten): Ostpreußische Archivalien in Wilna – ein Reise- und Archivbericht.
Der Referent gab zunächst Empfehlungen, wie man am besten nach Wilna kommen kann und welches Archiv es dort überhaupt gibt. Er legte im Einzelnen dar, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs viele ostpreußische Archivalien auf abenteuerliche Weise in die litauische Hauptstadt Wilna/Vilnius gelangt sind. Dieses ist durch den VFFOW bereits durch folgende Veröffentlichung bekannt gemacht worden:
Lutz Wenau: Ostpreußische Archivalien in der litauischen Akadamie-Bibliothek in Vilnius ((QMS Nr. 10). Hamburg 2004. XXII u. 315 S.)
Dr. Gaby Huch (Berlin): Bäuerliche Lebenswelten in den Akten ostpreußischer Gutsarchive.
Die Referentin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und betreut zurzeit das Projekt „Die Spiegelung neuzeitlich-bäuerlicher Lebenswelten in den Akten ostpreußischer Gutsarchive“. Durch eine Online-Edition ist das Material aus dem Guts- und Familienarchiv der Grafen von Lehndorff-Steinort, das sich infolge der Wirren gegen Ende des Zweiten Weltkriegs an mehreren Standorten befindet, digitalisiert und virtuell erstmals wieder zusammengeführt worden. Durch eine wissenschaftliche Erschließung konnten inhaltliche Zusammenhänge wieder hergestellt werden. Eine Vielzahl von Recherche- und Auswertungsmöglichkeiten und verschiedene Register ermöglichen ein komfortables Arbeiten mit Dokumenten und Briefen. Zusätzlich aufgenommen wurden Abbildungen wie Baupläne, Karten, Gemälde, Fotos, die eine Bereicherung der schriftlichen Überlieferung darstellen. Eine Bibliographie themenspezifischer Literatur sowie der Zugriff auf die Findmittel der Archive in Allenstein (Olsztyn) und Leipzig und auf ein durch die Referentin erstelltes vorläufiges Findmittel in Berlin sind über die Website abrufbar. - Einzelheiten siehe im Internet unter:
https://lebenswelten-digital.bbaw.de/about/text.xql?id=quellen
Sylvia Klingner (Osterburg): Lebenswertes Leben. Das Schicksal der Elisabeth Schulz, geborene Zilt, aus Bürgerwalde, Kr. Heilsberg, in der NS-Zeit.
Dieser Vortrag war besonders bewegend, da es um einen Euthanasie-Fall aus der berüchtigten T4-Aktion ging, der mit der Tötung der Patientin Elisabeth Schulz (1890-1941) und vieler anderer Patienten in Bernburg endete. Es gibt zu bedenken, dass sich die ost- und westpreußischen Familienforscher bislang um das Thema Euthanasie nicht gekümmert haben.
Dr. Arkadiusz Welniak (Tczew/Dirschau): Digitalisierung, Indexierung und Popularisierung: Die Tätigkeit genealogischer Vereine und Archive im Norden Polens.
Der Referent, ein ausgewiesener Kenner der polnischen Archivlandschaft, verwies auf die vielseitigen Forschungsmöglichkeiten, die von der in Danzig ansässigen Gesellschaft „Pomorskie Towarzystwo Genealogiczne“ (PTG) und weiteren in Polen tätigen genealogischen Vereinigungen bereitgestellt wurden. So hat die PTG z. B. umfangreiche Kirchen- und Standesamtsbücher, darunter auch zahlreiche katholische Kirchenbücher aus den Diözesanarchiven Pelplin und Oliva, indexiert. Die Kontakte zwischen den deutschen und polnischen Mitgliedern genealogischer Vereinigungen sollten im allseitigen Interesse intensiviert werden.
Annette Griehl (Bremen): Die Ost- und Westpreußen-Forscherdatenbank (OWF).
Die Referentin betreut die genealogische Mitgliederdatenbank des VFFOW und berichtet über die Möglichkeit, als Familienforscher mithilfe der OWF digitale genealogische Forschungsergebnisse anderen Familienforschern im Forschungsgebiet Ost- und Westpreußen zugänglich zu machen und diese Daten somit auch für nachfolgende Generationen zu sichern.
Peter Jotzo (Essen): Projekt „Indexierung ev. Kirchenbücher Ost- und Westpreußen
Der Referent informierte über den aktuellen Stand im Projekt „Indexierung evang. Kirchenbücher Ost- und Westpreußen“ und stellte die eigens hierfür geschaffene WEB-Seite und erste Ergebnisse vor.
Dr. Ernst Peter Weichbrodt (Wismar): Die napoleonische Zeit. Genealogische Funde im Staatsarchiv Danzig.
Der Referent, der 1940 in Danzig geboren wurde, berichtete über die durch die französische Besatzung verursachten finanziellen Belastungen der Einwohner, darunter auch seiner Vorfahren, und die Administration dieser Vorgänge durch die Stadtverwaltung, zu der zahlreiche Akten erhalten geblieben sind. Für die Schäden wurden Schuldscheine ausgestellt, die nur teilweise bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgezahlt wurden.
Martin Widdra (Berlin): „Für eine Kommission zur Reform des preußischen Volksschulwesens vorgesehen.“ - Mein Urgroßvater im Ersten Weltkrieg.
Der Referent schilderte den Lebenslauf seines Urgroßvaters Friedrich Widdra (1878-1916). Dieser war Lehrer in Ostpreußen und wurde ein Jahr vor dem Ersten Weltkrieg Vorsteher der Präparandenanstalt Mohrungen. Trotz dieser seiner Position wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und fiel 1916 in Galizien. Der Referent stellte anhand seiner – nur zum Teil mit Erfolg gekrönten – Bemühungen, mehr über das Kriegsschicksal seines Urgroßvaters herauszubekommen, verschiedene Recherchewege zu Gefallenen (und Verwundeten) im 1. Weltkrieg vor.
In den Arbeitsgruppen sind folgende Themen behandelt worden:
→ Wie beginne ich mit der Familienforschung? (Dr. Christian Pletzing)
→ Familienforschung in polnischen Archiven (Dr. Ernst Peter Weichbrodt und Dr. Arkadiusz Wełniak)
→ Regionale und thematische Forschungsthemen
Das Vereinsseminar in der Akademie Sankelmark 2020
Fast 70 Familienforscherinnen und Familienforscher (Anfänger und Profis) trafen sich wie jedes Jahr am Ende Januar 2020 zum Vereinsseminar "Familiengeschichte - Ortsgeschichte - Regionalgeschichte" in der Akademie Sankelmark nahe Flensburg.
Drei Tage lang dominierten bunt gemischte Vorträge und Workshops aus unserem Forschungsgebiet das Programm. Themen waren:
"Die große Pest in Ostpreußen"
"Familysearch: Quellen und Forschungsmöglichkeiten"
"Die Abstimmung 1920 in Westpreußen"
"Faszination Familienforschung - Crowd Searching".
Ein eigentlich trockenes Thema wie die preußische Landreform von 1807 firmierte unter dem Motto "Unangemessene Begehrlichkeiten und unlautere Manipulationen" und löste alle Erwartungen ein.
Und auch "Büsum, Frisches Haff, Kärnten, Mamonowo" machte neugierig auf einen Vortrag über Familienforschung im Kreis Heiligenbeil.
Workshops dienten der Vertiefung und griffen wie immer aktuelle und praxisnahe Themen für Anfänger und Fortgeschrittene auf. Das Fachwissen war einfach beeindruckend!
Darüber hinaus machten viele anregende Gespräche in schöner Umgebung und angenehmer Atmosphäre dieses Seminar zu einer großartigen Veranstaltung. Alle Teilnehmer beabsichtigen, auch das Seminar im nächsten Jahr zu besuchen. (fr)