Einzelne Archivalien, Familien- und Ortsnamen lassen sich über die Suchmaschine der Staatsarchive [www.szukajwarchiwach.gov.pl/de/strona_glowna] (deutsch) recherchieren. So kann z. B. bequem vom heimischen Schreibtisch aus geprüft werden, ob generell Akten für die eigenen Forschungsinteressen im Archiv vorhanden sind. 

Wie in Deutschland auch, ist in den kirchlichen und staatlichen polnischen Archiven vor Benutzung der Archivalien ein Benutzungsantrag auf einem Formblatt unter Angabe der Personalien und des Forschungsthemas zu stellen. Er wird im Allgemeinen von der jeweiligen Archivdirektion zu Beginn eines Archivbesuchs formlos und kurzfristig genehmigt. Die offizielle Benennung des Themas „Familienforschung“ ist im Gegensatz zu früheren Zeiten inzwischen unproblematisch. Sollte die letzte Benutzungsgenehmigung länger als ein Jahr zurückliegen, so ist wie auch in deutschen Archiven ein erneuter Antrag zu stellen. Für die üblicherweise kurz nach der Bestellung erfolgende Vorlage der Archivalien im Archivlesesaal werden keine Gebühren erhoben. Werden von Archivalien Kopien gewünscht, so kann der Benutzer aufgrund einer meist auch auf der Homepage des jeweiligen Archivs veröffentlichten Gebührentabelle in der Landeswährung Złoty (PLN) Reproduktionen bestellen. Wurde bei der Benennung des Forschungsthemas „Familienforschung“ angegeben, so hat dies allgemein einen in der jeweiligen Gebührenordnung festgelegten erhöhten Kostensatz bei der Beauftragung von Kopien zur Folge. 

Von Deutschland aus kann die Anreise zu einem polnischen Archiv unproblematisch per Bahn, Bus, Flugzeug oder PKW erfolgen. Es besteht ein breites Angebot an Unterkunftsmöglichkeiten in der Nähe der Archive. Die Verständigung mit dem Archivpersonal stellt allgemein kein Problem dar. Deutschsprachige Akten aufbewahrende Archive verfügen in der Regel auch über deutschsprachige wissenschaftliche Mitarbeiter. Sollte der bezüglich eines optimalen Informationsgewinns immer anzustrebende persönliche Besuch eines Archivs nicht möglich sein, so ist die Stellung einer schriftlichen Anfrage oder die Beauftragung der Erstellung von Kopien auf deutsch oder englisch per Email oder Brief möglich. Hierbei sind die gewünschten Antwortschreiben der Archive  - wie auch bei deutschen Behörden - in der Amtssprache des jeweiligen Landes, in diesem Fall also auf polnisch.

Die Mitarbeiter der Staatsarchive führen auf Antrag entgeltlich auch die Suche nach Dokumenten durch, welche die Genealogie der Familie des Antragstellers, benötigte juristische Dokumente oder ein bestimmtes wissenschaftliches Thema betreffen. Die Preise für diese nach Zeitaufwand zu entgeltenden Dienstleistungen sind ebenfalls den jeweiligen im Internet veröffentlichten Preislisten zu entnehmen. Die Gebühren sind im Vergleich zu deutschen Verhältnissen als günstig zu bezeichnen.

Die im Forschungsgebiet verbliebenen Kirchenbücher und Kirchenakten wurden in Polen, soweit es am Ort eine Kirchengemeinde gleicher Konfession gibt, und das trifft meist nur für die katholischen Kirchenbücher zu, vielfach bei der dortigen Pfarrei belassen, ältere Bestände auch an die Diözesanarchive abgegeben. Die übrigen Kirchenbücher lagern in den regional zuständigen Staatsarchiven.

Standesamtsunterlagen sind überwiegend vor Ort geblieben. Sie werden in Polen, soweit erhalten, bei den Nachfolgebehörden der deutschen Standesämter aufbewahrt.. Der aktuelle Bestand ist auf den oben angegebenen Seiten im Internet zu finden. Bis auf einige Ausnahmen (mehrere Jahrgänge in einem Band oder Platzmangel im Archiv) werden von den Standesämtern die über einhundert Jahre alten Unterlagen an die Staatsarchive übergeben. In welchem Archiv welche Kirchenbücher und welche Standesamtsunterlagen aufbewahrt werden, ist in einem im Jahr 2000 erschienenen „Informator“ aufgelistet. Die wichtigsten Archive für ost- und westpreußische Aktenbestände sind:

Staatsarchiv Allenstein
Archiwum Państwowe w Olsztynie
ul. Partyzantow 18
PL-10-521 Olsztyn
http://www.olsztyn.ap.gov.pl/

weitere Informationen unter:
http://wiki-de.genealogy.net/wiki/Allenstein_%28Kreis_Allenstein%29#Archive


Staatsarchiv Suwalki, Zweigstelle Lyck
Archiwum Państwowe w Suwałkach Oddział w Ełku
ul. Armii Krajowej 17A
PL-19-300 Ełk
http://www.suwalki.ap.gov.pl/


Staatsarchiv Suwalki
Archiwum Państwowe w Suwałkach
ul. Kosciuszki 69
PL-16-400 Suwałki
http://www.suwalki.ap.gov.pl/


Staatsarchiv Thorn
Archiwum Państwowe w Toruniu
pl. Rapackiego 4
PL-87-100 Toruń
http://www.torun.ap.gov.pl/

weitere Informationen unter:
http://wiki-de.genealogy.net/wiki/Thorn#Das_Thorner_Staatsarchiv

Staatsarchiv Bromberg
Archiwum Państwowe w Bydgoszczy
ul. Dworcowa 65
PL-85-009 Bydgoszcz
http://www.bydgoszcz.ap.gov.pl/

weitere Informationen unter:
http://wiki-de.genealogy.net/wiki/Bromberg#Das_Bromberger_Staatsarchiv


Staatsarchiv Danzig
Archiwum Państwowe w Gdańsku
ul. Waly Piastowskie 5
skr. poczt. 401
PL-80-958 Gdańsk
http://www.gdansk.ap.gov.pl/


Staatsarchiv Marienburg
Archiwum Państwowe w Malborku
ul. Starościńska 1
PL-82-200 Malbork
http://www.malbork.ap.gov.pl

Auf der Grundlage einer Verordnung des polnische Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe vom 10.11.2023 sind das Archiwum Państwowego w Gdańsku und das Archiwum Państwowego w Malborku fusioniert. Hierzu heißt es auf der Internetseite des Archivs:

"Am jetzigen Standort des Malborker Archivs werden weiterhin archivarische Tätigkeiten durchgeführt, d. h. die Durchführung von Recherchen und der Zugang zu Archivgut im Aktenlesesaal. Sämtliche Korrespondenz, z. B. Anträge auf Durchführung von Recherchen oder Briefe zur Archivaufsicht, sind an das Archiwum Państwowego w Gdańsku zu richten.

Aufgrund dieser Fusion können vom Staatsarchiv Marienburg ins Netz gestellte Digitalisate seit Monaten nicht mehr eingesehen werden, da insoweit für alle Archivalien eine Änderung der Signaturen erfolgen muss. Wann die Digitalisate online wieder zur Verfügung stehen, kann nicht vorhergesagt werden.

Die im Forschungsgebiet verbliebenen Akten wurden in die nach 1945 neu eingerichteten staatlichen Woiwodschaftsarchive verlagert. Archive befinden sich in Danzig/Gdańsk, Gdingen/Gdynia, Marienburg/Malbork, Thorn/Toruń, Bromberg/Bydgoszcz, Allenstein/Olsztyn, Neidenburg/Nidzica und Lyck/Ełk. Dort liegen heute nicht nur Bestände ehemaliger deutscher Archive, so des Danziger und des Königsberger Archivs, sondern auch Akten weiterer Behörden wie der Kreisverwaltungen, Städte, Justizbehörden, Forstverwaltungen sowie Privatarchive begüterter Familien.

Die polnische Staatsarchivverwaltung ist mit einer polnisch- und englischsprachigen Homepage im Internet präsent, die sämtliche Informationen zum Archivwesen in Polen enthält: http://www.archiwa.gov.pl/?CIDA=43 . So gibt es auf der Homepage u. a.

  • eine Übersichtskarte der Standorte und geographischen Zuständigkeiten der einzelnen Archive unter diesem Link, wobei anzumerken ist, dass Archivalien eines Kreises, wie z. B. des Kreises Johannisburg, auf zwei Archive (Allenstein und Lyck) aufgeteilt sein können, oder dass das Staatsarchiv Allenstein auch umfangreiche Bestände aus Preußisch-Litauen oder dem Königsberger Raum aufbewahrt,

  • eine Liste sämtlicher Archive mit weiterführenden Links zu den Regionalarchiven, die neben der polnischen Version meist auch über eine deutsche oder englische verfügen unter diesem Link. Diesen Seiten sind neben den Adressdaten der jeweiligen Archive auch deren Öffnungs- und Ferienzeiten (meist der Monat August) zu entnehmen.

  • und Hinweise für Familienforscher unter diesem Link. Da die Familienforschung in Polen eine Renaissance erlebt, werden inzwischen häufig auf Internetseiten der einzelnen Archive spezielle Hinweise für Genealogen gegeben.

Zusätzlich zu den aktuellen Bestandsübersichten polnischer Archive gibt es folgende Buchveröffentlichungen:

  • Anna Laszuk: Kirchenbücher und Standesamtsregister in polnischen  Staatsarchiven - ein Führer (Ksiegi metrykalne i stanu cywilnego w archiwach panstwowych w Polsce. Informator). 2., unveränd. Auflage, Osbnabrück 2000. (Bespr.: APG NF 52 (2004) Bd. 34, S. 401-402)

  • Tomasz Brzózka: Deutsche Personenstandsbücher und Personenstandseinträge von Deutschen in Polen (Niemieckie ksiegi stanu cywilnego w Polsce) 1898-1945. Verlag für Standesamtswesen. Frankfurt/M 2000. (Bespr.: APG NF 52 (2004) Bd. 34, S. 401-403)

  • Czeslaw Biernat: Staatsarchiv Danzig. Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945 (Archivum Panstwowe w Gdansku. Przewodnik po zasobie do 1945 roku). Schriftenreihe des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte Bd. 16. München 2000.

  • Herbert Sylvester und Marianne Stanke (Bearb.): Wegweiser für Forschungen nach Vorfahren aus den ostdeutschen und sudetendeutschen Gebieten sowie aus den deutschen Siedlungsräumen in Mittel-, Ost- und Südosteuropa (AGoFF-Wegweiser). Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher e.V.,  Degener & Co., Neustadt a.d. Aisch 2000. (Bespr.: APG NF 51 (2003) Bd. 33, S. 335-338 (Fecker, C.))


Katholische Kirchenarchive in Polen

Das ermländische Diözesanarchiv in Frauenburg ist fast vollständig erhalten und befindet sich heute im

Diözesanarchiv Allenstein
Archiwum Diecezji Warmińskiej w Olsztynie
ul. Kopernika 47
PL-10-512 Olsztyn

Die katholischen Kirchenbücher Pommerellens bzw. Westpreußens westlich der Weichsel lagern im Diözesanarchiv Pelplin:

Diözesanarchiv Pelplin
Archiwum Diecezjalne w Pelplinie

ul. Biskupa Dominika 11
PL 83-130 Pelplin

Telefon: (+48) 58 536 12 22
E-Mail: archiwum@diecezja-pelplin.pl

Verzeichnis der Kirchenbücher: https://diecezja-pelplin.pl/instytucje/archiwum-diecezjalne

Unser polnischer Schwesterverein PTG („Verein für Familienforschung in Westpreußen“) erstellt einen Namensindex „PomGenDatei“ für diese Kirchenbücher: http://www.ptg.gda.pl/index.php/

Akten der katholischen Kirchengemeinden in Westpreußen nordöstlich der Weichsel finden sich im Diözesanarchiv Elbing:

Diözesanarchiv Elbing
Archiwum Diecezjalne w Elblągu
ul. Świętego Ducha 11
PL 82–300 Elbląg
Telefon: (+48) 55 232 73 70
E–mail: archiwumelblag@elblag.opoka.org.pl

Insbesondere katholische Kirchenbücher werden auch noch bei einzelnen Pfarrgemeinden aufbewahrt.


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