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Nachdem der Verein die von Johann Friedrich Goldbeck bearbeiteten Topographien von Ostpreußen und von Westpreußen aus den Jahren 1785 und 1789 (Sonderschrift 7.1 und 7.2) sowie die um 1820 erschienenen Topographien für die Regierungsbezirke Königsberg (Sonderschrift 43), Danzig (Sonderschrift 47), Gumbinnen (Sonderschrift 48), Marienwerder (Sonderschrift 77) und schließlich die Pfarr-Almanache für die Provinz Ostpreußen und für die Provinz Westpreußen von 1912 und 1913 (Sonderschrift 59) nachgedruckt hatte (siehe dazu das im Anhang abgedruckte Schriftenverzeichnis), erfolgt nunmehr der fotomechanische Nachdruck der Gemeindelexika für die Provinz Ostpreußen und die Provinz Westpreußen aufgrund der Materialien der Volkszahlung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Diese Bande sind - wie deren Vorgängerbände im Anschluss an die Volkszahlungen von 1871, 1885 und 1895 - in den Jahren 1907 und 1908 vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamt in Berlin im Selbstverlag herausgegeben worden. Näheres über Aufbau und Entwicklung dieser Gemeindelexika können den Vorworten der nachstehend abgedruckten Gemeindelexika entnommen werden.
Für die vorliegende Veröffentlichung gelten die von Reinhold Heling in den Vorbemerkungen zur ersten und zur zweiten erweiterten Auflage gemachten Ausführungen für den Nachdruck der vorgenannten Pfarr-Almanache (Sonderschrift 59) entsprechend. Beide Gemeindelexika geben zum einen die seinerzeit festgelegten amtlichen Schreibweisen der historischen Ortsnamen wieder, was deshalb wichtig ist, weil die historische Forschung sich auf diese Schreibweise als maßgeblich geeinigt hat. Zum anderen sind beide Gemeindelexika die letzten Verzeichnisse für das gesamte Forschungsgebiet des Vereins, nämlich das Gebiet der erst am 1.4.1878 eingerichteten staatlichen Provinz Ostpreußen und Westpreußen in den Grenzen von 1815. Sodann liegen sie zeitlich nahe vor der Zerschlagung der Provinz Westpreußen und der Verkleinerung der Provinz Ostpreußen durch den Versailler Vertrag im Jahre 1920 und den danach in beiden Gebieten einsetzenden Umbenennungen der für die Familienforschung wesentlichen historischen Ortsnamen. Das später im Jahre 1912 in Heften erschienene Gemeindelexikon für die Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln im Anschluss an die Volkszählung von 1910 umfasst nicht den Regierungsbezirk Königsberg, konnte mithin nicht für einen Nachdruck infrage kommen.
Die in den Gemeindelexika wiedergegebene politische Einteilung der Regierungsbezirke und Kreise beruht mit Ausnahme des erst 1905 aus den südlichen Kreisen der Regierungsbezirke Königsberg und Gumbinnen gebildeten Regierungsbezirks Allenstein auf der preußischen Verwaltungsreform von 1815 bis 1819. Hierüber unterrichtet die von Walther Hubatsch herausgegebene Reihe "Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945", Reihe A: Preußen, Band 1: Ost- und Westpreußen, bearb. von Dieter Stuttgen. Marburg 1975, sowie die ebenfalls von Walther Hubatsch herausgegebene Reihe "Studien zur Geschichte Preußens", in der u. a. die einzelnen Regierungsbezirke des Preußenlandes dargestellt werden. Für die Provinz Westpreußen sei auf den vom Verein im Jahre 1989 getätigten Nachdruck des Werkes von Max Bar über die Behördenverfassung Westpreußens seit der Ordenszeit von 1912 (Sonderschrift 62) verwiesen.
Über dem Kopfteil der Tabellen der Gemeindelexika steht der zuständige Landwehrbezirk, das Landgericht und Amtsgericht. Die genannten Gerichte sind aufgrund der Reichsjustizgesetze von 1879 eingerichtet worden. Für den Familienforscher von besonderer Bedeutung ist die Wiedergabe der evangelischen und katholischen Kirchspiele sowie der Standesamtsbezirke und der Stadt- bzw. Amtsbezirke einer jeden Stadt- und Landgemeinde und der damals bestehenden Gutsbezirke nebst Angabe der dazu gehörigen Wohnplatze. Dieses erlaubt einen Rückgriff auf die Bestandsverzeichnisse des Evangelischen Zentralarchivs in Berlin, des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig (Abt. 2: Deutsche Zentralstelle für Genealogie/Sonderbestande), des Standesamts I in Berlin und anderer Archive. Infolge der Verbesserung der Forschungsmöglichkeiten im heutigen Polen, Litauen und Russland ergeben sich immer neue Hinweise auf die in den dortigen Archiven verwahrten Kirchenbücher und Standesamtsunterlagen. Nicht zuletzt deshalb hat der Verein in seiner Zeitschrift "Altpreußische Geschlechterkunde" eine Rubrik mit dem Titel "Kirchenbücher und andere Personenstandsunterlagen aus Ost- und Westpreußen in außerdeutschen Archiven" eingerichtet, in der regelmäßig über neue "Funde" einschlägiger Quellen berichtet wird. Ferner sind durch den von Czeslaw Biernat bearbeiteten "Wegweiser durch die Bestände des Staatsarchivs Danzig bis zum Jahr 1945" (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte. Band 16, Oldenbourg Verlag, München 2000) und durch die Zusammenstellungen von Tomasz Brzozka "Deutsche Personenstandsbücher und Personenstandseintrage von Deutschen in Polen 1898-1945" (Verlag für Standesamtswesen, Frankfurt/M. und Berlin 2000) und von Anna Laszuk "Kirchenbücher und Personenstandsregister in polnischen Staatsarchiven. Ein Fuhrer" (Wydawnictwo DiG, Warszawa 2000) die Informationsmöglichkeiten für Forschungsvorhaben in Polen ungemein erweitert worden. Gleiches gilt für das in der Zeitschrift "Archiv für Familiengeschichtsforschung" im Heft 2 (Juni 2002) bekannt gemachte Verzeichnis der katholischen Kirchenbücher, die erst kürzlich vom Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg an polnische Diözesanarchive verlagert worden sind.
Was für den Nachdruck der Topographie von Ostpreußen aus dem Jahre 1785 (Sonderschrift 7.1) gesagt worden ist, durfte auch für den jetzigen Nachdruck der Gemeindelexika gelten. Möge der Nachdruck die Arbeiten an einem historischen Ortsnamenlexikon für Ost- und Westpreußen wiederbeleben. Die in den Gemeindelexika gemachten Angaben zum Religionsbekenntnis und zu den Muttersprachen der ortsanwesenden Bevölkerung geben zudem weitere Aufschlüsse über die Bewohner des Preußenlandes zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Celle, im Oktober 2002
Reinhard Wenzel
Verein für Familienforschung
in Ost- und Westpreußen e. V.
Vorsitzender