Ermländische Kirchenbuchquellen
Vorwort von Joseph Thielsch
Seit über 10 Jahren werte ich die ermländischen [katholischen] Kirchenbücher aus. Alle Personen, die in den Einträgen genannt werden, kommen in eine alphabetisch gegliederte „Personenliste“. Es handelt sich hierbei um eine erweiterte Indexierung in Form einer Verkartung, in der alle relevanten Namen und Daten enthalten sind.
Die Datenbankeinträge setzen sich zusammen aus dem Text des Eintrages. Die Namen wurden so erfasst, wie ich sie im Digitalisat gelesen habe. Deshalb tauchen verschiedene Namensvarianten auf. Dann kommt die Zeile mit Datum und Ort. Meistens sind es die Wohnorte der Täuflinge und Verstorbenen. Bei den Trauungen ist es oft der gemeinsame Wohnort nach der Trauung oder der Wohnort der Braut.
Am Anfang steht das Symbol für die kirchliche Handlung: ~ = Geburt/Taufe, oo = Heirat/Trauung und + = Tod/Beerdigung. Nach der Ortsangabe, die in der 1930 üblichen Schreibweise benutzt wird, kommt die Signatur: G = Geburt/Taufe, H = Heirat/Trauung und T = Tod/Beerdigung. Gleich anschließend folgt die Zahl der Verkartung und die Seitenzahl im Kirchenbuch.
Bei den Heiraten kommt dann noch der Hinweis auf den Ehepartner dazu. Dazu ein Beispiel:
Fridericus Bernt a Kukendorf nova,
oo 06.07.1603 Neu Kockendorf, H93/69
→ Urschula filia pastoris a Borpadden!
Fridericus Bernt et Urschula coniunx,
- Urschula, ~ 08.10.1603 Neu Kockendorf, G460/31
- Catharina, ~ 10.09.1608 Neu Kockendorf, G569/37
- Andreas, ~ 06.11.1612 Neu Kockendorf, G670/44
Die Taufpaten (TP) und Trauzeugen (TZ) sind natürlich mit aufgenommen worden, weil sich über sie oft familiäre Zusammenhänge erkennen und erklären lassen. Mit der Signatur kann man die zusammengehörigen Personen der Taufen und Trauungen finden.
Beim Lesen und Schreiben lassen sich leider Fehler nicht ausschließen. Deshalb ist es ratsam, wenn man die Möglichkeit hat, bei Bedarf meine Angaben zu überprüfen.
Mein Hauptforschungsgebiet ist der ehemalige Kreis Allenstein/Ostpreußen. Dieser gehörte zum überwiegend römisch-katholisch geprägten ERMLAND. Über Jahrhunderte bis zum Ende des 19. Jh. war das Gebiet des Kreises überwiegend polnischsprachig. Der Dialekt war ermländisch-polnisch („po warmińsku“) und war mit baltischen und deutschen Begriffen durchsetzt. Die vielen polnischen Namen sind ein deutliches Zeichen. Natürlich wurden ein Teil der deutschen Namen lautlich verändert gesprochen und geschrieben. Auch polnische Sonderzeichen (ą, ę, ł, ń,ś, ż) haben die Schreiber benutzt. So ist es unbedingt von Vorteil, ein paar Kenntnisse der polnischen Schrift und Sprache zu haben.
Genutzte Quellen:
Ausgewertet wurden von mir die in der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne lagernden Kirchenbuchfilme:
Film Nr. 004: Alt Schöneberg ~ 1659-1667, 1671-1807, oo 1668-1710, 1714-1794, 1798, + 1683-1793
Film Nr. 224: Neu Kockendorf, ~ 1573-1626, 1631-1662, oo 1582-1619, 1655-1662, + 1684-1806
Film Nr. 233: Neu Kockendorf, oo 1684-1810
Film Nr. 074: Gross Kleeberg, oo 1723-1753, + 1716-1753
Film Nr. 070: Münsterberg/Glottau, oo 1713-1776
Film Nr. 071: Münsterberg/Glottau, + 1684-1776
Film Nr. 231: Braunswalde, ~ 1575-1626, oo 1573-1626
Mit den Beständen bei den Mormonen arbeite ich nicht und kann somit keine Angaben über die Filmnummern und Zugangsmöglichkeiten sagen.